Einmal im Jahr ans Meer! Das muss sein!
Am liebsten natürlich mit Hund. Früher waren es immer zwei, die mit uns an der Waterkant entlang trabten – inzwischen hat sich der Bestand auf nur einen – und zwar einen sehr alten – Hund reduziert. Mit siebzehn Jahren ist das Ruthchen zwar noch recht fit, jedoch ihre Ausdauer im Laufen hält sich unterdessen in Grenzen. Statt dessen wird alle paar Meter sehr ausgiebig geschnüffelt. Man hat den Eindruck, je mehr das Gehör und das Sehen nachlassen, umso mehr versinkt sie in ihrer Schnüffelwelt. Es sei ihr vergönnt – nur gerade im Urlaub möchte man ja auch mal zügig voran gehen, besonders auf den Deichwegen, auf denen man endlos am Meer entlang wandern kann.
Was also tun? Ein paar Tage vor der Abreise kam mir die Idee: Ich fuhr zum Second-Hand-Laden und erstand für unser Omchen einen Kinder-Sportwagen für ganze 15 Euro. Ein sehr geländegängiges, sportliches Modell, wie sich tatsächlich bei der ersten Probefahrt herausstellte. Schnell wurde noch eine sichere Gurtung erfunden, damit die eigenwillige alte Dame sich nicht während der Fahrt herausstürzen kann; und die Reise konnte beginnen.
Durch das historische Fischerdörfchen Greetsiel mit seinen vielen Touristen steuerte ich den Wagen mit Ruthchen bequem hindurch. Sicher davor, getreten zu werden, thronte sie majestätisch in ihrem fahrbaren Untersatz und schaute sich interessiert nach allen Seiten um. Genial! Auf dem Rückweg zur Ferienwohnung machte sie aber durch energisches Gestrampel deutlich, dass sie jetzt, bitte schön, zu Fuß laufen und noch ein bißchen „Hundezeitung lesen“ wollte.
Am nächsten Tag konnten wir – trotz der schlechten Vorhersagen – bei bestem Wetter an der Waterkant entlang laufen. Das Ruthchen ließ sich in erhöhter Position den Wind um die Nase wehen und die Ohren flattern. Sie genoß den Ausflug ganz offensichtlich genau wie wir und wurde von vielen bestaunt und belächelt. So mancher mag sich allerdings auch seinen Teil gedacht haben, in der Art: Die spinnen doch wohl! Fahren ihren Hund im Kinderwagen!
Aber das war uns egal, wir konnten flott gehen und hatten fast 5 km auf dem „Tacho“, als wir ein Tor erreichten, ab dem absolutes Hundeverbot bestand. Aber wir mussten die Strecke ja auch wieder zurück und so zog ich die Schuhe aus, watete ein bißchen im Meer herum und sammelte ein paar Muscheln, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.
Wir passieren wieder das seltsame Gebilde aus bunten Tütchen, gefült mit Hundekacke und hielten ein Stück weiter Ausschau nach dem Besitzer der einsamen Plastik-Clogs am Meeresufer und des daneben deponierten Schietbüdels. Weit und breit kein Mensch und kein Tier zu sehen. Da macht man sich so seine Gedanken.
Allerdings fiel uns auch auf, dass auf der ganzen Strecke keine einzige Möglichkeit der Entsorgung bestand und so nahmen wir den Beutel mit Ruthis Hinterlassenschaft mit, um ihn zu Hause in den Mülleimer zu werfen. Aber das scheint für viele leider zu viel verlangt zu sein.
Die Abende verbrachten wir in dem wunderbaren Restaurant „Hohes Haus“, wo für uns ausschließlich frischer Seefisch infrage kam, der so hier nirgends angeboten wird. Das Ruthchen saß unterm Tisch und wartete darauf, dass ab und zu ein knuspriges Stückchen für sie abfiel, denn sie ist ein Fischliebhaber, genau wie wir.
Alles in allem hatten wir einen sehr schönen Urlaub, wozu die Idee mit dem Kinder-Sportwagen bedeutend beigetragen hat. Darum kann ich sie gerade für (kleine) alte Hunde sehr weiterempfehlen!
Anmerkung: Die Idee einiger wütender Hundebesitzer, die Kotbeutel über das Tor in das Schafzuchtgebiet zu werfen, finde ich absolut rücksichtslos und umweltschädlich. Was meint Ihr dazu?