Hallo, ich bin die Ruth

Ich bin eigentlich Türkin

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Alaaf und Helau!

Aber inzwischen bin ich voll integriert, denn ich hatte das Glück, von einer echten Hundetrainerin adoptiert zu werden und das ging so: Barbara ging vor Jahren an dem blöden Gehege im Tierheim Wipperfürth vorbei, wo ich mich derzeit mit etlichen Leidensgenossen aufhielt, denn wir wurden, ohne uns zu fragen, aus unserer Heimat nach Deutschland eingeflogen. Als ich sie vorbei gehen sah, durchbohrte ich sie mit meinen Blicken und erreichte damit genau das, was ich wollte: Sie nahm mich mit nach Hause!

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Ruthilaus

Natürlich gab ich mir Mühe, hier in Deutschland alles richtig zu machen, denn ich wollte ja hier bleiben. Aber das war nicht immer ganz einfach, denn die Deutschen haben ja schon sehr seltsame Sitten und Gebräuche. Karneval muss man sich „verkleiden“ und darum trage ich jetzt diese Brille: Fertig ist der Alt-Hippie! Aber auch am Nikolaustag war ich up to date: Einfach das Sofakissen von der Oma zerrupft und mein Nikolausbart war perfekt!

Obwohl ich auch gerne mit Barbara durch den vielgepriesenen „Deutschen Wald“ laufe, habe ich doch am liebsten Asphalt unter meinen Füßen, denn a: erinnert mich das an die interessanten Beutezüge auf den Straßen meiner Heimat und b: habe ich auch immer so ein Problem mit diesem Zeugs, was in Eurem „Deutschen Wald“ auf dem Boden rumliegt: es bleibt in meinem Fell hängen und ich habe anschließend viel Mühe damit, die ganzen Ästchen aus meinen langen Haaren zu ziehen.

Dass ich kein Waldhund bin, sondern ein Straßenhund, sieht man ja auch an meiner Farbe. Bin ich vielleicht braun? Nein, ich bin asphalt!

Straßeblog
Ruth „La Strada“

Meine Strategie:

Für besonders hartnäckige Fälle habe ich mir dann die Nummer „türkisch Putzefrau“ angeeignet. Dazu schmeiße ich mich aufs Kreuz und rutsche herum und winde mich hin und her. Das geht zu Hause auf dem Laminatboden sogar noch besser als auf der Straße und hat mir auch den Beinamen Frau Wisch-Moppski eingebracht. Zwischendurch reibe ich mir die Nase mit den Pfötchen und kucke meine Zuschauer dabei möglichst niedlich an.

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Türkisch „Putzefrau“

Damit habe ich in der Türkei selbst Männer! dazu gebracht, mir was von ihrem Kebab abzugeben. Und auch hier in Deutschland zieht diese Maßnahme immer noch ganz ausgezeichnet. Mit der Putzfrauen-Nummer koche ich garantiert den letzten Hundehasser weich!

Meine Lieblingsmenschen sind Herrchen, Frauchen und die Oma. Aber eigentlich mag ich alle Menschen, besonders Frauenmenschen. Ich kucke niedlich und wenn das nicht reicht, tanze ich oder mach die Putzefrau. Spätestens dann liegen sie mir alle zu Pfoten.

Ach ja, zu meinen Alter: Da meine Menschen glauben, dass ich bei meiner Einreise ein oder zwei Jahre alt war, bin ich inzwischen irgendwas zwischen zwölf und vierzehn. Aber es heißt ja, jeder ist so jung, wie er sich anfühlt und ich finde, dass ich mich noch sehr jung anfühle.

Ich liebe es,

wenn Barbara mir den tollen Futterbeutel wirft. Das sogenannte „Apportieren“ habe ich mit links gelernt. In dem Futterbeutel sind immer tolle Sachen für mich drin: Käse, Speck oder kleine Trockenfische. Aber ich habe auch noch viele andere Hobbys – zum Beispiel dieses „Agility“. Da hoppse ich über Stangen und renne durch den Tunnel und über die Wippe. Das kann ich immer noch gut. Ich schwimme aber auch gerne. Das habe ich erst in Deutschland gelernt und zwar im Schlossteich von diesem Baron von Fürstenberg, in Gimborn. Am glücklichsten bin ich, wenn ich anschließend einen toten Fisch finde, möglichst stinkig, auf dem ich mich wälzen kann. Wenn ich keinen toten Fisch finde, wälze ich mich alternativ auch gerne in der Kacke von Wildschweinen. Wenn ich keine Wildschweinkacke finde, geht auch notfalls die von anderen Tieren. Auch Frauchen scheint sich da so drüber zu freuen, denn sie macht dann immer so Stimmen, so Huuuh! und Haaah! und läßt mir zum Dank ein Ganzkörperbad zukommen. Aber was mich am meisten flasht, ist immer noch ein Stadtbesuch in Gummersbach! Dann renne ich in der Fußgängerzone hin und her und finde die tollsten Sachen, die mich total glücklich machen, wie zum Beispiel festgetretene Fritten! Also nicht, dass ich Fritten in meinem Futternapf akzeptieren würde. Hallo? Aber, wenn sie auf der Straße liegen und so richtig schön dreckig und festgetreten sind, dann finde ich sie unwiderstehlich. Ich bin überhaupt nicht davon abzubringen, meine Zunge wird lang und länger bis, ja bis dann mal wieder die netten Leute vom Ordnungsamt auftauchen und mein Frauchen darüber belehren, dass Hunde im Stadtgebiet an der Leine zu führen sind. Tja, alles hat seine Preis: In der Türkei gab es zum Glück kein Ordnungsamt, dafür aber leider üble Hundefänger.

An Eure komischen Jahreszeiten

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Juchhuuuh! Schneee!

musste ich mich auch erst mal gewöhnen. Aus dem, was ich so hörte, entnahm ich dann, dass dieses weiße Zeugs „Schnee“ heißt und dass es begehbar ist. Manche behaupten, auf dem Bild sähe ich aus wie ein „Gremling“. Ich habe keine Ahnung, was ein Gremling ist. Ich bin nur total begeistert von Eurem Schneezeugs. Und so sehe ich nun mal aus, wenn ich renne und total begeistert bin. Das Fell weht, die Ohren fliegen und ich fühle mich einfach topp! Was ich aber nicht so toll finde ist, wenn im Winter ständig dieses ätzende Zeug dahin geschmissen wird, wo ich hergehen will. Ich glaube, es heißt Streunersalz oder so. Es ist jedenfalls ekelhaft und tut mir an den Füßen so weh.

Ja, es brennt wie Teufel und vermiest mir den Spaß am deutschen Winter.

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Gute Nacht allerseits!

Nun ja. Der Schnee mit seinen Nebenerscheinungen hat mir immerhin noch besser gefallen, als das Gematsche, was sich in diesem Jahr „Winter“ nennt. Es gibt ja kaum mal fünf Minuten, wo ich raus gehen kann, um zu pinkeln, ohne dass mein Fell klitschenass wird. Und auch dieses „Karneval“ macht bei dem Pisswetter nicht so wirklich Spass. Gestern war ich mit Barbara in Lindlar bei der Raiffeisen, um Fressi für mich und das Pferd einzukaufen. Da sah ich durch die beschlagenen Scheiben von unserem Auto die Funkenmariechen geduckt durch den strömenden Regen zum Festzelt huschen und ich dachte mir so: Was für ein Glück, das ich kein Funkenmariechen bin, sondern nur ein kleiner Hund. Und darum habe ich auch meine Brille abgenommen und hau  mich aufs Ohr, um dieses Wetter einfach zu verschlafen und auf bessere Zeiten zu hoffen. In diesem Sinne: Alaaf und Helau! Macht, wat Ihr wollt, aber ohne mich.

Ach so, bevor ich einpenne: Mein Frauchen Barbara hat nicht nur mir geholfen, hier in Deutschland gut klar zu kommen, sondern ist sogar spezialisiert auf Hunde „mit Migrationshintergrund“. Also, wenn Ihr mal Hilfe beim „Ankommen“ braucht, meldet euch einfach. Und dann lernt Ihr auch mich, die Ruth, mal persönlich kennen.

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