Mit Alfi und Betti möchte ich Euch hier ein Hundepaar vorstellen, dem Ihr in dieser und in den nächsten Episoden folgen könnt. Sie heißen eigentlich anders, wollten aber unter Pseudonym auftreten, darum habe ich mich entschieden sie Alfi und Betti – das Dreamteam – zu nennen.
Alfi ist ein siebenjähriger starker und mutiger Rüde, der bisher Frauchens „rechte Hand“ gewesen ist. Darum legt er äußersten Wert auf seine Vorrechte gegenüber der kleinen Mischlingshündin Betti, die noch nicht so lange zur Familie gehört. Obwohl sie erst drei Jahre alt ist, hat sie schon jede Menge Lebenserfahrung, die sie sich zuvor als selbstständige Streunerin zugelegt hat.
Durch ihre Lebensklugheit und Geschicklichkeit hätte sie durchaus die Qualität, eine entsprechende Position in der Familie einzunehmen. Aber daran hindert sie leider ihre geringe körperliche Größe im Verhältnis zu Alfi, der als typischer Macho eisern darauf pocht, stets der Bessere zu sein.
Dass dem nicht unbedingt immer so ist, zeigte sich kürzlich wieder, als Frauchen durch die Anregung von Viviane Thebens Buch begann, mit den Beiden Geruchsselektierung zu üben. Blitzschnell hatte Betti die Aufgabe verstanden: Den mit Geruch behafteten Bierdeckel zwischen den neutralen herausfinden und zum Frauchen bringen.
Alfi, der bereits vor Tatendrang bebend in den Startlöchern stand, preschte stattdessen jedes Mal blindlings mitten in die sorgsam ausgelegten Bierdeckel und versuchte, möglichst viele davon zu grapschen und zu bringen. Trotz aller Geduld seitens Frauchen begriff er nicht, worum es in diesem Spiel ging – mit seinem Übereifer stand er sich selber ständig im Weg.
Sich um Geruchsmuster kümmern? Mit solchen Kinkerlitzchen gibt sich ein richtiger Mann doch gar nicht ab!
Nach vielen fruchtlosen Versuchen, die damit endeten, dass er in seinem Wahn unter lautem Getöse mehrere Küchenstühle umgerissen hatte und nun versuchte, einen davon zu apportieren, gab Frauchen schließlich auf und belohnte und lobte ihn nun jedes Mal. Egal, ob er ihr siegesbewusst einen Packen wahllos zusammengeraffter Bierdeckel überreichte oder das Kissen aus seinem Hundekorb anschleppte. Dieses komische Spiel war einfach nicht sein Ding.
Betti jedoch, gescheit wie sie ist, wartete jedes Mal mit Engelsgeduld ab, um dann schnell den richtigen Bierdeckel zu bringen. Fast hätte man meinen können, dass sie am Ende mit dem Auge gezwinkert hat, um zu sagen: „ So sind die Kerle nun mal – wie kleine Kinder.“
Hätte man Alfi seine Unzulänglichkeit aber in dieser Situation spüren lassen, hätte die Hündin mit Sicherheit bei der nächsten Gelegenheit die Quittung von ihm dafür bekommen – und davor wollte Frauchen sie bewahren.
Wie man sieht, sind Alfi und Betti eigentlich kein ideales Paar. Aber durch das geschickte Lenken ihres Frauchens kommen sie trotzdem gut miteinander aus und arbeiten jeden Tag problemlos im Team miteinander.
Anleitung Geruchsmuster selektieren.
Man nehme: Einen Stapel neue unbenutzte Bierdeckel, eine Spaghettizange, einen Locher.
Bei dem Spiel geht es darum Objekte mit einem bestimmten Duft herauszufinden und anzuzeigen. Als Form der Anzeige ist auch das Ablegen am Objekt möglich. Ich habe mich in diesem Fall jedoch für das Apportieren entschieden und habe als Objekte Bierdeckel gewählt, von denen ich einen ganzen Karton kostenlos von der Brauerei bekommen habe.
Außer den Bierdeckeln benutze ich noch eine Spaghettizange, um diese zu greifen, denn sie dürfen nicht mit meinem Geruch kontaminiert werden – außer dem einen, der jeweils gefunden werden soll.
Wie geht man vor? Den ersten Bierdeckel nehme ich mit der Zange aus dem Karton (damit ich dabei nicht mit den Fingern versehentlich an die anderen komme) und reibe ihn ausgiebig zwischen den Händen. Dann knicke ich eine Ecke hoch, damit die Hunde ihn daran greifen können, wenn er auf dem Boden liegt und gebe meinen apportier-erfahrenen Hunden das Signal „Bring!“. Da nichts anderes zur Auswahl steht, finden sie das kinderleicht und wundern sich, dass sie für so eine einfache Aufgabe jedesmal ein Leckerchen bekommen. Aber dabei bleibt es natürlich nicht.
Nach einiger Zeit riecht dieser Bierdeckel nach mir, nach den Hunden und nach Leckerchen – er riecht also sehr benutzt. Jetzt kommt ein neuer ins Spiel. Ich nehme ihn mit der Zange aus der Packung und kennzeichne ihn mit dem Büro-Locher. (Eine Kennzeichnung mit einem Farbstift wäre wegen dessen Eigengeruch nicht geeignet; bei Löchern ist jedoch davon auszugehen, dass sie nach nichts riechen.) Währenddessen halte ich ihn die ganze Zeit mit der Zange fest und knicke mit dieser direkt eine Ecke hoch, wenn ich den Bierdeckel auf dem Boden ablege. So brauche ich ihn nicht anzufassen und er bleibt völlig geruchsneutral.
Jetzt liegen zwei Bierdeckel auf dem Boden – der benutzte und der jungfräuliche. Sie liegen mehrere Schritte voneinander entfernt, wegen dem Bremsweg, der am Anfang noch eingeplant werden muss. „Bring!“ Mein Proband nähert sich neugierig dem neuen Bierdeckel. „No!!!“ Das kennt er und hält inne. Ich zeige auf den Richtigen: „Bring!“ sage ich freundlich. Ah! Seine Augen leuchten auf und er überreicht mir den richtigen Bierdeckel. Großes Lob! Leckerchen!
Wie das Spiel weitergeht, könnt Ihr Euch sicher denken und es erscheint mir auch zu langweilig, es hier haarklein zu erklären. Und da immer weitere Bierdeckel dazu kommen, wird auch klar, warum jeder – außer dem einen – markiert sein muss: Ihr müsst ja unterscheiden können, ob Euer Hund auch wirklich den richtigen bringt und nicht mogelt.
Irgenwann ist der jedoch durchgesabbert und muss durch einen neuen ersetzt werden. Es reicht oft, wenn man ihn ausgiebig zwischen den Händen reibt. Um es für den Hund einfacher zu machen kann man ihn aber auch (fernab von den anderen, damit es keine Verwechslungen gibt) ein paarmal bringen lassen, damit er außerdem deutlich nach Hund und nach Leckerchen riecht. Dann legt man ihn wieder zwischen die anderen in die Reihe.
Dieses Spiel ist wunderbar für Regentage geeignet, wenn man mal keine Lust hat, seinen Hund lange draußen zu beschäftigen, denn Nasenarbeit ist äußerst anstrengend. Beim Üben gilt: Den Schwierigkeitsgrad immer nur so viel anzuheben, dass er jede Lektion erfolgreich abschließen kann. So wird Euer Hund bald zum Nasen-Spezialist werden!
Über die Führung, Erziehung und Beschäftigung dieses und anderer Dreamteams lest Ihr in den nächsten Blog-Beiträgen.
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Das mit den Duftbeuteln ist ja eine super Idee!
MIKA the Whippet ist natürlich kein Fan von Regen und so haben wir für dieses Wetter auch unsere Indoor Beschäftigung gefunden: wir lieben es, in dieser Zeit unser Geruchsmemory einzusetzen. Es ist ein Schnüffelspaß geworden. Frauchen fing zunächst an, schöne Stoffbeutelchen zu nähen. Daraus wurden Duftpäckchen, gefüllt mit Teebeutel oder Kaffeebohnen, welche zu identifizieren sind. Und hierbei ist MIKA in puncto Nasenarbeit voll bei der Sache.
Ein Sichtjäger, der sich auch als „Schnüffler“ nützlich machen kann und noch Zusatzleckerlis verdient :-)) Das ist für uns Teamwork mit Fun.