Rattenscharf! Der Jack-Russell-Terrier

„Der Jack-Russell-Terrier ist – wenn man die Wahrheit sagen soll – wirklich ein kleiner, selbstbewußter Mischling. Ausgerechnet er befindet sich heute im Besitz von Leuten, welche behaupten, dies sei eine uralte, planmäßig gezüchtete Hunderasse. Es scheint gerade so, als wäre jeder heutige Jack-Russell-Terrier direkt von den Hunden abzuleiten, welche Parson Jack Russell – dessen Name die Rasse kennzeichnet – im Westen Englands einmal selbst gezüchtet hat.“                 (D. Brian Plummer Im Jahre 1980)

Jack Russell Terrier Zeichnung von Martin Knowelden
Jack Russell Terrier Zeichnung von Martin Knowelden im Buch von Brian Plummer

Erna-Gina. Wenn ich an Jack-Russell-Terrier denke, fällst mir unweigerlich unsere Erna ein, die viele Jahre zusammen mit Cattle Dog Dingo und uns im Fosthaus Kümmel in Gimborn lebte. Um nicht zu sagen „ihr Unwesen trieb“, denn sie war Terrier durch und durch, und trotz unserer Erziehungs-Bemühungen eine kleine Teufelin, die sich so manches Ding geleistet hat. Wir nannten sie auch unseren „Jack-Rattel-Terrier“. Unserem Rüden war sie an Raffinesse bei weitem überlegen, und stiftete ihn zu so manchem Händel mit anderen Rüden an. Und wenn das Cattle-Tier sich dann heroisch in den Kampf warf, zog sie sich hoheitsvoll zurück, um die Vorstellung aus angemessener Entfernung genüßlich zu beobachten.

Dingo Erna 2n
Erna Gina und Dingo

Obwohl sie hongsüß war und absolut loyal ihren Menschen gegenüber, wurde sie schnell übergriffig, wenn ihr etwas stank. Die Versicherung mußte mehrmals in Anspruch genommen werden. Auf ihr Schuldenkonto gingen Übergriffe auf

  • einen Polizisten, der im benachbarten „Uhu Haus“ mit Frau und Kind Urlaub machte
  • einen kleinen türkischen Jungen, der andere Kinder mit seinem Holzschwert gehauen hatte
  • einen Baron von Fürstenberg (den Grund weiß ich nicht mehr. Nur so?)
  • einen Fremden, der sich erdreistet hatte, in „unserem“ Wald Motorrad zu fahren
  • einen Schornsteinfeger, der nach ihr getreten hatte
  • einen riesenhaften Sägewerksbesitzer, der es wagte, unser Pferd auf den Hintern zu hauen

sowie einen Familienvater, der sich hinter meinem Mann aufgebaut hatte. Das kam so: Hermann sollte auf einer Veranstaltung dessen Kind fotografieren, das aber nicht in die Kamera lächeln wollte. Der Vater stellte sich darum hinter meinen Mann, um seinen Sohn durch Späßchen zum Lachen zu bringen. Keiner hatte mit Erna gerechnet. Das ging nun gar nicht! Ein heimtückischer Angriff hinterrücks auf ihr Herrchen! Zack! Er hatte sie an der Jacke! Zum Glück war der Mann selber Jäger und Hundekenner und so kam es nicht zu einer Beschwerde, sondern zur Bewunderung für die kleine Terrier-Dame, die beherzt ihr Herrchen verteidigte. („So einen kann man brauchen!“)

Leider war Erni unser einzigster Hund, der nicht wirklich alt geworden ist. Mit elf Jahren hat eine Krebserkrankung sie von uns genommen.

Reitbegleithund.  „In allererster Linie war es in den 80er Jahren den Turnierreitern aus Großbritannien zu verdanken, dass diese Rasse hier Fuß fasste. Denn im Gepäck reisten neben Pferden und einer Masse an Ausstattung auch einige Jack Russell Terrier, die die Ställe frei von Mäusen und Ratten hielten. Diese Kobolde haben sich recht schnell in die Herzen der Pferdefreunde geschlichen und sie mit Witz, Mut und Intelligenz im Sturm erobert.“ (Zitat: Deutscher Jack-Russell-Terrier e.V.)

Das Erscheinungsbild der Jackies ist alles andere als einheitlich: Weißgrundig und mit schwarzen, braunen oder lohfarbenen Abzeichen versehen. Die kurzbeinigen Modelle sind meist glatthaarig, die etwas größeren Parson J. R. auch rau- oder stockhaarig.

Raubzeugscharfe Terrier
„Raubzeugscharfer“ Terrier! Klein Amy übt schonmal den tödlichen Nackenbiss. Foto: B. Neuber

Die Meinungen und Erfahrungen über die Eignung der Jackies als Reitbegleithunde gehen sehr auseinander. Neben positiven Berichten halten manche Reiter es für völlig ausgeschlossen, sich von einem Jack Russell begleiten zu lassen. Als Gründe geben sie die geringe Größe und die Jagdleidenschaft dieser Hunde an.

Ich selber wurde viele Jahre von meiner rauhaarigen Jack Russell Hündin Erna-Gina begleitet und ich muss sagen: Das waren sehr entspannte Ausritte, denn sie lief sehr zuverlässig „bei Huf“ und jagte nicht. Außerdem ritt sie vorzüglich. Auf langen Touren sprang sie von der Böschung aus auf die Kruppe meines Connemaras und ließ sich ein Stück weit tragen. Sie war sehr ausdauernd und –  teils am Pferd, teils auf dem Pferd – durchaus langstreckentauglich. Darum kann ich die oben genannten Gründe nicht bestätigen.

Modehunde. Waren die Jackells zu Ernas Zeiten oft zu sehen und zahlreich in meiner Hundeschule vertreten, wurden sie inzwischen von anderen Kleinhunde-Rassen abgelöst. Vielleicht, weil man erkannt hat, dass sie alles andere als Schmusehundchen sind?

Jack Russell Terrier
Jack Russell Terrier müssen gut erzogen werden. Foto: Britta Diez

Solitärjäger. Einige Jagdhunderassen werden von den Züchtern auscschließlich an Jäger abgegeben. Viele andere vollblütige Jagdhunde sind dagegen im Laufe der Jahre unauffällig zum Familien­hund avanciert. Dackel (Dachshund) und Jack Russell Terrier sind prominente Beispiele dafür. Sie gehören zur Gruppe der „Erd- oder Bauhunde“.

Prey-Dummy-Training
Ersatzjagd. Prey-Dummy-Training ist eine ausgezeichnete Beschäftigung. Foto: Britta Diez

Ihr jagdlicher Einsatz besteht unter anderem darin, Fuchs oder Dachs in den unterirdischen Bau zu folgen und ihn durch Verbellen und Scheinangriffe herauszutreiben, oder auf den Höfen und in den Ställen Ratten und Mäuse in Schach zu halten. Diese Hunde werden auch Solitärjäger genannt, denn sie erledigen ihre gefährliche Arbeit weitestgehend „solitär“ – also auf eigene Faust. Dazu müssen sie selbstentscheidend und wagemutig sein.

„Steht ein Bauhund untertage alleine einem wehrhaften Fuchs oder Dachs gegenüber, fragt er nicht erst den Jäger, was er tun soll – er handelt!“

Und genau das ist die Erklärung dafür, dass diesen kleinen, kurzbeinigen Jägern der Ruf anhängt, dickköpfig und frech zu sein. Bei falscher Haltung sind sie es leider auch oft: Ein Terrier oder Dachshund, der alles darf, verhätschelt wird und unterbeschäftigt ist, wird schnell zur Furie!

Keine Schoßhunde
Keine Schoßhunde, sondern Temperamentbündel, die beschäftigt werden wollen. Foto: Britta Diez

Wer jedoch in der Lage ist, klare Grenzen aufzuzeigen und seinem unternehmungslustigen kleinen Kumpel hinreichende Beschäftigung zu bieten, wird viele Jahre Freude an ihm haben.

Jack-Russell und Co. sind keine Schoßhunde! Sie, sowohl wie die West Highland Terrier, Caern Terrier,  Border Terrier, Fox Terrier, Welsh Terrier, selbst  „Yorkie“ und „Wessie“ gehören zu den Solitärjägern und Bauhunden (Terrier von lateinisch: terra = Erde) und brauchen einen konsequenten Umgang. Alle sind echte Frohnaturen, von erstaunlicher Klugheit und Anpassungsfähigkeit, jedoch immer noch mit Leib und Seele Terrier, mit allen typischen Eigenschaften.

Jack Russell Terrier schläft
Ohne Worte. Dankeschön Britta, für die Fotos von Mia und Nymeria.

Wer sich wirklich für das Wesen der Jackys interessiert, dem sei das Buch von D. Brian Plummer JACK RUSSELL TERRIER, Kynos Verlag, ISBN Nr. 3-924008-68-X, empfohlen.

Sicher gäbe es noch viel mehr zu schreiben, über die bemerkenswerten kleinen Terrier. Aber ich denke, dass Wichtigste ist gesagt, und außerdem sind die Zeiten, wo lange Artikel gelesen wurden, auch vorbei. Wer es trotzdem bis hier unten hin geschafft hat, kann das Gelesene gerne kommentieren. Darüber würde ich mich freuen! Eure Barbara Neuber

Jack Russell Logo
HundeLogisch! Der Jack Russell Terrier im Logo
Jack Russell HundeLogisch
HundeLogisch! Der Jacky fährt immer mit.

 

2 Comments

  1. danke, Britta, für dieses Statement. Genau so sehe ich es auch: Wer ihn richtig zu handhaben weiß, hat mit dem Jacky einen tollen kleinen Hund an seiner Seite. Es ist mir sehr daran gelegen, dieses klarzumachen, zum Wohle der Hunde. In meinem Buch ICH WILL NEN HUND!, das hoffentlich dieses Jahr noch erscheint, habe ich mich dem Thema auch nochmal gewidmet.
    Danke auch für die Anregung, diesen Artikel zu schreiben.

  2. Britta Diez

    Liebe Barbara, was freue ich mich über dieses Rasseporträt des Jack Russel Terriers, du hast es so gut getroffen. Es war so herrlich wie du deine Terrier Hündin beschrieben hast, in Kombi mit dem cattle. Seit über 20 Jahren, bin ich dieser Rasse durch Zufall verfallen.Der erste Jacky wurde mir mit 10 Monaten frei Haus geliefert und ich habe so ziemlich alles verkehrt gemacht. Als der 2. Jacky als Welpe dazu kam nahm das Chaos seinen Lauf. Also musste eine Hundetrainerin dazu kommen. Danach hat sich alles geändert Mein Anliegen ist es immer zu zeigen was für tolle Begleiter es sind, wenn man sie artgerecht beschäftigt und erzieht. Ein kleiner ollrounder für jeden Quatsch zu haben mit eigenem Kopf…. Leider hat der Jack Russel Terrier einen ganz schlechten Ruf. Sobald man sich outet so ein Modell bzw. 2 zu haben, heißt es sofort, oh gott diese kleinen ewig kläffenden, jagenden, übergriffigen Trethupen wie furchtbar…. Das spornt natürlich an zu zeigen das es auch anders geht. Gerade meine Mia ist so feinfühlig mit behinderten Kindern, das es nur Freude mit ihr macht bei Nymeria ist es so easy, sie ist ein soft Terrier ❤️Also es rentiert sich die Zeit in eine gute Erziehung zu investieren.

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