Der Berger des Pyrénées ist ein typischer Hütehund der französischen Pyrenäen – leichtfüßig und wendig. Inzwischen kann man ihn leider nur noch selten beim Hüten von Schafen, Ziegen oder Pferden beobachten.
Kürzlich lernte ich Giacomo kennen, dessen Frauchen im kleinen Rahmen Berger des Pyrénées züchtet: Mit seinem grazilen Körper unter dem schiefergrauen Haarkleid und dem lebhaften, wachen Blick ist er in meinen Augen ein sehr schöner Hund. Trotzdem sagte seine Besitzerin in entschuldigendem Ton, er sei leider viel zu dick und müsse dringend auf Diät gesetzt werden. Voller Erstaunen erfuhr ich, dass Giacomo laut Rassestandard nur „Papier auf den Rippen“ haben dürfe und darauf folgte noch einen Sermon über das grammweise Berechnen und Abwiegen von Diätfutter.
Ich warf einen Blick auf die Körperstelle der Züchterin, wo ich unter mehreren Schwimmringen ihre Rippen vermutete.
Wie passt das denn zusammen? Hunde müssen rank und schlank sein, wir aber nicht? Man geht selber völlig aus dem Leim, Hauptsache der Hund ist perfekt?
Ab sofort werde ich abends einen großen Bogen um den Kühlschrank schlagen, damit mein Hund sich nicht mit mir schämen muss, das nehme ich mir fest vor, ehrlich!
„Das ist alles nur Fell!“ sagt so mancher Hundebesitzer, dessen Vierbeiner eindeutig ziemlich aus dem Leim gegangen ist. Ja, das würde ich auch manchmal gerne behaupten: „Das ist kein Speck! Das täuscht nur durch die dicke Jacke!“
In Deutschland gelten über die Hälfte aller Menschen als übergewichtig und auch unter den Vierbeinern hat der „Moppelchen-Faktor“ aus den gleichen Gründen stark zugenommen: Zu viele leere Kalorien und zu wenig Bewegung. Dabei machen Herz-, Kreislauf- und Gelenkerkrankungen übergewichtigen Hunden zu schaffen, besonders, wenn sie schon im Welpenalter zu reichlich gefüttert wurden. Aber auch die Lebensfreude kann verloren gehen, wenn sie durch die Einschränkung ihrer Beweglichkeit den Spaß am Spielen und am Laufen verlieren und nur noch träge herumliegen.
Die Lebensfreude leidet aber auch, wenn dem Vierbeiner aufgrund Frauchens Schlankheitswahn jedes Bröckchen abgezählt und gewogen wird und er sich niemals satt essen darf. Darum halte ich persönlich wenig davon, Hunde über den Tag hinweg mit kleinen Portiönchen zu ernähren und sie dadurch ständig in einem unzufriedenen Zustand zu halten. Obwohl hier die Meinungen stark auseinander gehen, bekommen meine Hunde, ob Welpe oder Erwachsener, einmal am Tag nach der Arbeit (bzw. Beschäftigung) Futter satt, sodass sie richtig rundum zufrieden einschlafen können. Damit sind wir seit vielen Jahren gut gefahren.
Auf den Verpackungen von Fertigfutter findet man die Empfehlungen der Hersteller, an denen man sich orientieren kann. Sie gelten aber nur als Mittelwert und nicht als allgemeingültige Vorschrift, an die man unbedingt gebunden ist. Grundsätzlich muss jeder Hundehalter ein Gefühl dafür entwickeln, wieviel mehr oder weniger sein Vierbeiner verträgt, um eine gute Figur zu machen. Ebenso bin ich auch nicht der Meinung, dass es für Hunde ein absolutes Standardgewicht gibt. Auch hier sind Abweichungen nach oben oder unten verträglich, solange das Tier gesund und munter ist. Aber, wie gesagt, Abweichungen. Das heißt nicht, dass der liebe Vierbeiner mager oder fett sein sollte.
Behalten Sie die Übersicht! Belohnungsbrocken werden von dieser Gesamtmenge abgezogen. Also, morgens einen Becher mit der Tagesration abfüllen und diese davon entnehmen. Andere „Leckerchen“ jeder Art gibt es nicht zusätzlich, sondern auch sie werden von der Tagesration abgezogen.
Oma und Opa füttern zu? Geht gar nicht! Ausschließlich die Bezugsperson ist für die Ernährung zuständig und hat die Übersicht, wieviel der Vierbeiner zu essen bekommt.
Er hat immer Hunger? Tatsächlich gibt es Rassen, deren Magen ein Fass ohne Boden zu sein scheint. Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass Sie diesen Appetit nicht durch Fertigfutter mit Geschmacksverstärkern und Lockstoffen noch zusätzlich anheizen!
Für Schnellfresser gibt es inzwischen Anti-Schling-Näpfe, die dank integrierter „Fresshindernisse“ hastiges Verschlingen des Futters verhindern.
Füttern mal anders: Wer langsam isst, wird schneller satt! Trockenfutter statt in der Schüssel mal auf dem Rasen, in der Wohnung, oder unterwegs verstreut, verhilft zu längerem Fressvergnügen!
Ein Leckerchen, einfach mal so zwischendurch! Aber bitte nicht zu oft. Im Alltag mit seinen tausend Verpflichtungen bleibt oft viel zu wenig Zeit für den Vierbeiner. Es liegt manchmal nahe, diesen Zeitmangel aus Gewissensgründen mit Leckerchen wettzumachen. Tun Sie das nicht, wenn Sie Ihrem Hund nicht schaden wollen!
Leckerchen sollten immer die Belohnung für eine besondere Leistung sein – möglichst im Zusammenhang mit Bewegung, damit die einverleibten Kalorien auch verbrannt werden. Es ist aber noch keine besondere Leistung, um den Kühlschrank herumzuschleichen, hübsch auszusehen und lieb zu kucken.
Das richtige Leckerchen kann durchaus ein Teil des normalen Futters sein. Dickmacher sind alle Fertigprodukte, die Getreide und Zucker enthalten. Kaufen Sie besser getrocknete Naturprodukte aus Fisch oder Fleisch, die auch in großer Auswahl im Handel erhältlich sind. Natürlich kann man diese auch selbst herstellen, indem man gegartes Fleisch in kleine Würfel schneidet.
Tipp: Viele Hunde nehmen auch gerne Möhren- oder Apfelstücke an, sofern man sie frühzeitig daran gewöhnt, besonders, wenn man diese unter die Fleischbrocken mischt, damit sie den leckeren Geschmack annehmen.
Auf die richtige Einteilung kommt es an. Statt „abzuhängen“ braucht ein gesunder Hund viel Bewegung, Kopfarbeit und frische Luft.
Richtig gut eingesetzt sind die Leckerchen, wenn sie dabei als Belohnung für verschiedene interessante Aufgaben vergeben werden. Am Ende gibt es die Hauptration und danach sollte eine längere Fresspause eingehalten werden, denn andauerndes Häppchen-Fressen macht nicht nur dick, sondern verursacht auch schlechte Zähne und Zahnstein. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass die Futterschüssel nicht zur freien Verfügung bereit stehen sollte.
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